Cannabis-Studien

Cannabis nicht ausreichend schmerzlindernd bei Nackenverletzung

Original Titel:
Does Cannabis-based Medicine Improve Pain and Sleep Quality in Patients With Traumatic Brachial Plexus Injuries? A Triple-blind, Crossover, Randomized Controlled Trial

Kurz & fundiert

  • Plexus brachialis zur Arm-Bewegung: Häufig Schmerzen nach Verletzung
  • Kann Cannabis diese Schmerzen lindern?
  • Prospektive, randomisiert-kontrollierte Studie im Überkreuz-Design
  • Zuerst Cannabis oder Placebo für 10 Tage mit 30 Patienten
  • Verbesserungen von Schmerz und Schlafqualität nicht klinisch bedeutsam

DCP Eine randomisiert-kontrollierte Studie mit 30 Patienten stellte Verbesserungen von Schmerz und Schlafqualität mit Cannabis-basierter Behandlung versus Placebo fest, die keine klinisch bedeutsamen Maße erreichten. Die Autoren schließen, dass eine Cannabis-basierte Medizin somit nicht sinnvoll zur Behandlung bei Schmerz nach Verletzung des Plexus brachialis einzusetzen ist.


Der Plexus brachialis ist ein Nervenbündel, das am Nacken verläuft und ein Netzwerk bildet, das die Nerven des Arms innerviert. Die Nervenkontrolle über den Plexus brachialis ermöglicht unsere Hand- und Armbewegungen. Bei Unfällen kann es zu Verletzungen des Plexus brachialis kommen. Typischerweise heilen diese schnell, jedoch entwickeln manche Patienten starke, anhaltende Schmerzen. Ob eine Cannabis-basierte Behandlung schmerzlindernd helfen kann, ist unklar.

Plexus brachialis zur Arm-Bewegung: Häufig Schmerzen nach Verletzung

Wissenschaftler untersuchten nun in einer prospektiven, randomisierten und placebokontrollierten Studie im Überkreuz-Design, ob eine Cannabis-basierte Behandlung im Vergleich zum Placebo wirksam Schmerzen und neuropathische Schmerzen linderte und ob sich damit die Schlafqualität von Patienten mit traumatischen Plexus brachialis-Verletzungen verbesserte.

Prospektive, randomisiert-kontrollierte Studie im Überkreuz-Design

Patienten zwischen 20 und 60 Jahren wurden in die Studie eingeschlossen, wenn sie seit mehr 6 Monaten an mittelschweren oder schweren Schmerzen (visuelle Analogskala, VAS, für Schmerz ab 4/10) trotz Einsatz adäquater Medikation litten.
Die Teilnehmer erhielten alle sowohl das Placebo als auch die Cannabis-basierte Behandlung, jeweils randomisiert entweder als erste Intervention oder zweite. Die Behandlung erfolgte jeweils über 10 Tage, gefolgt von einer 14-tägigen Auswaschphase. Ob die Behandlung wirkte, ermittelten die Autoren mit der VAS für Schmerz (Skala von 0 bis 10, entsprechend keinem Schmerz zu stärkst-möglichem Schmerz), der DN4-Befragung zu neuropathischem Schmerz (Skala von 1 bis 10; Werte ab 4 zeigen neuropathischen Schmerz an) sowie der VAS für die Schlafqualität (Skala von 0 bis 10, entsprechend schlechtester bis bester Qualität). Die Autoren definierten eine Verbesserung um 2 Punkte als kleinste klinisch bedeutsame Differenz in der VAS für Schmerz.

Zuerst Cannabis oder Placebo für 10 Tage mit 30 Patienten

Zwischen Januar 2020 und Januar 2022 behandelten die Autoren 147 Patienten mit neuropathischen Schmerzen infolge einer Verletzung des Plexus brachialis. Insgesamt entsprachen 20 % der Patienten (30/147) den Einschlusskriterien und erhielten entweder zuerst eine Cannabis-basierte Behandlung (n = 15) oder zuerst das Placebo (n =15). Die Studie wurde von 93 % der Teilnehmer (28/30) zu Ende durchgeführt, mit 28 Patienten je Gruppe für die abschließende Analyse.

Es konnte eine Reduktion der Schmerzen (VAS) mit Cannabis im Vergleich zum Placebo um 1 Punkt (Mittelwertdifferenz, MD) festgestellt werden (99 % Konfidenzintervall, KI: -0,03 – 2,1; p = 0,01). Neuropathische Schmerzen wurden von 75 % der Patienten (21/28) in beiden Behandlungsgruppen berichtet (Odds Ratio, OR: 1; 99 % KI: 0,07 – 14,1; p > 0,99). Die VAS für Schlafqualität zeigte einen Vorteil mit der Cannabis-basierten Medizin mit einer Mittelwertdifferenz von 1,5 Punkten (99 % KI: 0,7 – 2,4; p < 0,001).

Bei 4 Patienten kam es zu leichtem Schwindel während der Cannabis-Behandlungsphase, sie konnten jedoch alle die Behandlung fortführen.

Verbesserungen von Schmerz und Schlafqualität nicht klinisch bedeutsam

Die Studie konnte somit zwar Verbesserungen von Schmerz und Schlafqualität mit Cannabis-basierter Behandlung im Vergleich zum Placebo finden, jedoch erreichten die Verbesserungen keine klinisch bedeutsamen Maße. Die Autoren schließen, dass es keine ausreichenden Hinweise gibt, eine Cannabis-basierte Medizin zur Behandlung von Schmerz bei Patienten mit Verletzung des Plexus brachialis einzusetzen.

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