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Cannabinoide

Pflanzliche (Phyto-)Cannabinoide

Tetrahydrocannabinol (THC, Dronabinol) ist der am besten erforschte Wirkstoff der Cannabispflanze, der zugleich die wichtigste psychotropisch wirksame Substanz ist. Eine weitere bedeutende aus der Cannabispflanze gewonnene Substanz ist Cannabidiol (CBD). CBD hat keinen euphorischen oder narkotischen Effekt, weist jedoch antiepileptische, angstlösende und antipsychotische Eigenschaften auf. CBD und THC sind die zwei Substanzen, die in besonders großen Konzentrationen in der Pflanze zu finden sind. Cannabis enthält jedoch weit mehr Phytocannabinoide, nach aktuellen Schätzungen etwa 150 verschiedene Substanzen. Neben THC und CBD sind zwei weitere Cannabinoide schon länger bekannt und relativ einfach zu extrahieren: Cannabigerol (CBG) und Cannabichromen (CBC).

Körpereigene (Endo-)Cannabinoide

Endocannabinoide sind körpereigene Substanzen, die also natürlich vorkommen und von Menschen und anderen Tieren selbst produziert werden. Solche Endocannabinoide können im Gehirn oder in anderem peripherem Gewebe gebildet werden. Endocannabinoide sind klassischerweise neuromodulatorisch aktiv, unterscheiden sich jedoch von typischen Neurotransmittern dahingehend, dass sie dort gebildet werden, wo sie wirken. Besonders gut bekannte Endocannabinoide sind:

  • 2-Arachidonoylglycerol (2-AG): Dieser Cannabinoid-Rezeptor-Agonist aktiviert die Cannabinoid-Rezeptoren CB1 und CB2 (Vollagonist).
  • Anandamid/Arachidonylethanolamid (AEA): Anandamid ist ein Cannabinoid-Rezeptor-Agonist, der die Cannabinoid-Rezeptoren CB1 und CB2 aktiviert. Dabei ist die Aktivierung von CB2 jedoch schwächer ausgeprägt (Partialagonist) als bei 2-Arachidonoylglycerol.

N-Palmitoylethanolamid (PEA) zählt nicht zu den eigentlichen Endocannabinoiden, da es nicht direkt an die beiden Rezeptoren CB1 und CB2 bindet, verstärkt jedoch die Aktivität von Anandamid. PEA wird bei einer Reihe von Erkrankungen als Behandlungsansatz untersucht. Oleoylethanolamid (OEA) ist ein Anandamid ähnelndes, kürzeres Molekül, scheint jedoch entweder unabhängig vom Endocannabinoid-System zu agieren oder über den Rezeptor GPR119, der inzwischen als möglicher weiterer Teil des Endocannabinoid-Systems diskutiert wird.

Synthetisch hergestellte Cannabinoide

Im Labor hergestellte, synthetische Cannabinoide sind teils Duplikate bereits bekannter Endocannabinoide, können aber auch neuartige Cannabinoide sein. Nabilon ist beispielsweise ein THC-Abkömmling, der als Fertigarzneimittel (Canemes®) zur Behandlung von erwachsenen Krebspatienten mit Übelkeit und Erbrechen infolge einer Chemotherapie.

Aktuell sind folgende synthetischen Cannabinoide in der medizinischen Forschung von besonderem Interesse:

  • JWH-133
  • (R)-Methanandamide
  • HU-308
  • JTE-907
  • SR 144,528

Besonderheit: Terpene

Terpene sind sekundäre Pflanzenstoffe, die hauptsächlich im Harz der weiblichen Cannabispflanze vorkommen und für den typischen Cannabisgeruch verantwortlich sind.

Diese weitere therapeutisch bedeutsame Inhaltsstoffgruppe, die in unterschiedlichen Anteilen in den verschiedenen Cannabissorten vorkommt und somit für ein individuelles Terpenprofil sorgt, könnte auch für den sogenannten „Entourage-Effekt“ verantwortlich sein. Das bedeutet, dass Terpene wahrscheinlich die biologische Aktivität von Cannabinoiden verstärken können. Diese synergistische, überadditive Wirkung könnte erklären, warum manchmal die Anwendung von Cannabisblüten als effektiver empfunden wird als die Einnahme einzelner Cannabinoide.

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