Seit Cannabis nicht mehr als Betäubungsmittel gilt, ist die Nachfrage stark gestiegen. Dadurch boomt auch der Markt für medizinisches Cannabis – und beschert Unternehmen hohe Umsatzzuwächse.
Seit dem 1. April fällt die Verordnung von medizinischem Cannabis nicht mehr unter das Betäubungsmittelgesetz, Ärzte können es auf einem »normalen« Rezept verordnen. Die Nachfrage nach medizinischem Cannabis ist seitdem deutlich gestiegen, wie Christiane Neubaur im PZ-Interview schilderte.
Die Geschäftsführerin des Verbands der Cannabis versorgenden Apotheken (VCA) informierte auch, dass Patienten medizinisches Cannabis zunehmend selbst bezahlen. So machten Privatrezepte mittlerweile rund 80 Prozent der Verordnungen aus, Rx-Rezepte nur 20 Prozent. Die Rezepte, die Apotheken entgegennehmen, kämen daher hauptsächlich von Online-Ärzten. Laut Neubaur bevorzugen die Selbstzahlerpatienten vor allem Blüten.
Markt könnte auf über 24 Tonnen wachsen
Kein Wunder also, dass infolge der verstärkten Nachfrage der Markt für medizinisches Cannabis boomt. Wie das »Handelsblatt« berichtete, erwartet Benedikt Sons, Mitgründer und Chef des Cannabisgroßhändlers Cansativa, dass der Markt für medizinische Cannabisblüten in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr um 80 bis 100 Prozent auf mehr als 24 Tonnen wachsen könne. Der Großhändler rechnet dadurch aufs Jahr gesehen mit einem Umsatzzuwachs von mehr als 75 Prozent auf 30 Millionen Euro.
Auch andere Unternehmen profitieren von der gestiegenen Nachfrage. So meldete laut »Handelsblatt«-Bericht die börsennotierte Cantourage Group für das zweite Quartal einen Umsatzzuwachs um fast 90 Prozent auf 10,8 Millionen Euro. Noch stärker legte demnach die Bloomwell Group zu. So verzeichnete das 2020 gegründete Start-up sogar eine Verdreifachung des Umsatzes im Vergleich zu den Monaten vor Teillegalisierung von Cannabis Anfang April, wie Gründer Niklas Kouparanis informierte.
Steigender Absatz auch 2025
Ob der Boom anhält, ist derzeit noch unklar. Canativa-Chef Benedikt Sons erwartet, dass der Absatz im nächsten Jahr noch einmal um mindestens 40 Prozent auf 35 Tonnen zunehmen wird. Die Teillegalisierung sorge für eine Entstigmatisierung, und es werde jeden Monat mehr Ärzte geben, die medizinisches Cannabis verordnen, sagte er laut »Handelsblatt«.
Für weiteren Aufwind bei Cannabis-Verordnungen durch Kassenärzte könnte der gestrige Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) sorgen. Demnach sind künftig Allgemeinmediziner und weitere Arztgruppen nicht mehr verpflichtet, vor der Verordnung die Genehmigung der jeweiligen Krankenkasse einzuholen.
Sorgen, dass die Hersteller der wachsenden Nachfrage nach Cannabis nicht nachkommen könnten, macht sich Cansativa-Chef Sons nicht. Trotz einzelner Lieferengpässe geht er laut »Handelsblatt« davon aus, dass es perspektivisch eher zu viel Angebot im Markt gibt. »Denn die meisten Anbieter im Markt konzentrieren sich inzwischen auf medizinisches Cannabis«, so Sons.
Quelle: www.pharmazeutische-zeitung.de