Cannabis-News Sonstige Nachrichten

Cannabis erhöht Risiko von Schwangerschaftskomplikationen

San Francisco Der Konsum von Cannabis in der Schwangerschaft kann nicht nur dem Kind schaden, was bereits frühere Untersuchungen gezeigt hatten. Auch für die Schwangere stieg in einer aktuellen Studie in JAMA Internal Medicine (2024; DOI: 10.1001/jamainternmed.2024.3270) das Risiko von Komplikationen mit Ausnahme des Gestationsdiabetes, der bei den Cannabiskonsumentinnen seltener auftrat.

In Kalifornien, wo der private Cannabiskonsum seit 2016 freigegeben ist, greifen auch viele Schwangere zur THC-Droge. Als Motiv geben viele die Behandlung von Schlafstörungen, Depressionen, Stress, morgendlicher Übelkeit und Schmerzen an. Einige halten Cannabis für eine sicherere Alternative zu verschreibungspflich­tigen Medikamenten.

Medizinische Fachgesellschaften warnen dagegen vor dem Konsum, da Inhaltsstoffe wie Tetrahydrocannabi­nol (THC) über die Plazenta in den Kreislauf des Kindes gelangen und dort die an der Entwicklung des Kindes beteiligten Endocannabinoidrezeptoren stimulieren. Durch Studien dokumentiert sind ein geringeres Ge­burts­gewicht, eine erhöhte Zahl von Frühgeburten und sogar ein Anstieg der perinatalen Mortalität.

Bisher kaum untersucht sind die Auswirkungen auf die Gesundheit der Schwangeren. Ein Team um Kelly Young vom Forschungsinstitut des Krankenversicherers Kaiser Permanente Northern California in Pleasanton bei San Francisco hat die Daten von 316.722 Schwangeren ausgewertet, von denen 6,3 % bei der ersten Vorsorgeuntersuchung einen Cannabiskonsum angegeben und/oder positiv darauf getestet wurden.

Bei diesen Schwangeren wurde später häufiger eine Schwangerschaftshypertonie (adjustiertes relatives Risiko aRR 1,17; 95-%-Konfidenzintervall 1,13-1,21), eine Präeklampsie (aRR 1,08; 1,01-1,15), eine zu geringe Gewichtszunahme (aRR 1,05; 1,01-1,08) beziehungsweise eine zu große Gewichtszunahme (aRR 1,09; 1,08-1,10) in den Krankenakten dokumentiert.

Auch das Risiko auf eine Plazentaablösung (aRR 1,19; 1,05-1,36) war erhöht. Die Cannabis konsumierenden Schwangeren erkrankten jedoch seltener an einem Schwangerschaftsdiabetes (aRR 0,89; 0,85-0,94).

Wie immer bei retrospektiven Analysen von Krankenakten kann die Studie die Zusammenhänge nicht bewei­sen. Young konnte zwar eine Reihe von möglichen Einflüssen in ihren Berechnungen berücksichtigen wie den soziodemografischen Hintergrund, die Zahl der früheren Schwangerschaften und auch den Konsum von Alko­hol, Nikotin, Opioiden, Stimulanzien sowie körperliche und psychische Erkrankungen der Schwangeren.

Es bleibt aber die Möglichkeit, dass andere Faktoren eines ungesunden Lebensstils, die unabhängig vom Can­nabiskonsum das Risiko von Schwangerschaftskomplikationen erhöhen, übersehen wurden. Für die protektive Wirkung auf einen Schwangerschaftsdiabetes gibt es keine plausible Erklärung. 

© rme/aerzteblatt.de

To top