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Cannabis bei Krebs: Unsichere Evidenz, keine Vorteile für die Psyche

Original Titel:
Does medicinal cannabis affect depression, anxiety, and stress in people with cancer? A systematic review and meta-analysis of intervention studies

Kurz & fundiert

  • Medizinalcannabis: Behandlungsoption für mentale Gesundheit bei Krebs?
  • Systematischer Review mit Metaanalyse über 15 Studien
  • Sehr unsichere Evidenz, keine signifikanten Vorteile für die Psyche

DCP Die Studienlage lässt keine klare Einschätzung der Wirksamkeit und Sicherheit von Medizinalcannabis als therapeutische Intervention zur Behandlung von Depression, Ängsten oder Stress bei Menschen mit aktiver Krebserkrankung zu, zeigte ein systematischer Review mit Metaanalyse über 15 Studien.


Medizinalcannabis könnte möglicherweise die mentale Gesundheit von Personen mit Krebserkrankungen unterstützen. Wie wirksam und sicher es ist, ermittelte nun ein systematischer Review mit Metaanalyse.

Medizinalcannabis: Behandlungsoption für mentale Gesundheit bei Krebs?

Die Analyse zur Wirksamkeit und Sicherheit von medizinisch eingesetzten Cannabisprodukten fokussierte auf Interventionen zur Linderung von Depression, Ängsten und Stress bei Menschen mit Krebserkrankung. Sekundär ermittelten die Wissenschaftler Effekte von niedrigen versus hohen Dosierungen von THC (Δ9-Tetrahydrocannabinol) auf die untersuchten psychischen Symptome.

Die Autoren ermittelten relevante Studien aus 5 medizin-wissenschaftlichen Datenbanken mit Veröffentlichungsdaten bis Mai 2023. Primär untersuchte die Studie die Inzidenz und den Schweregrad von Depression, Ängsten und Stresssymptomen. Sekundär wurden Stimmung, Denkleistung, Lebensqualität, Appetit, Ernährungszustand, gastrointestinale Symptome und unerwünschte Ereignisse betrachtet.

Systematischer Review mit Metaanalyse über 15 Studien

Die Metaanalyse umfasste 15 Studien (11 randomisierte Studien, 4 nicht-randomisierte Studien) mit zusammen 18 Interventionen. Insgesamt konnten Daten von 1 898 Studienteilnehmern ab 18 Jahren betrachtet werden. In 10 Studien wurden Effekte von THC (70 % synthetisch) untersucht, 2 Studien setzten synthetisches Cannabidiol mit oder ohne THC ein, 6 Studien nutzten pflanzliche Extrakte.

Es fanden sich keine klinisch signifikanten Effekte von Medizinalcannabis in den primären Studienergebnissen Depression, Ängsten und Stresssymptomen. Die Wahrscheinlichkeit von Ängsten erhöhte sich mit höher-dosiertem synthetischem THC im Vergleich zu einer niedrigeren Dosis (Odds Ratio, OR: 2,0; 95 % Konfidenzintervall, KI: 1,4 – 2,9; p < 0,001). Medizinalcannabis (THC, Cannabidiol und vollständige Pflanzenextrakte) erhöhten die Wahrscheinlichkeit für größeren Appetit (OR: 12,3; 95 % KI: 3,5 – 45,5; p < 0,001; 3 Studien) und senkten den Schweregrad von Appetitverlust (Mittelwertdifferenz, MD: -0,4; 95 % KI: -0,8 – -0,1; p = 0,009). Es gab nur Evidenz sehr niedriger Qualität dazu, dass höhere Dosierungen von synthetischem THC die Wahrscheinlichkeit unerwünschter Ereignisse erhöhten (OR: 0,5; 95 % KI: 0,3 – 0,7; p < 0,001).

Die Interventionen mit Medizinalcannabis hatten keinen Effekt auf emotionale Funktionalität, Stimmungswechsel, Verwirrung, Lebensqualität oder gastrointestinale Symptome. Die Autoren berichten, dass die vorliegende Evidenz meist aufgrund unklarer oder hoher Bias-Risiken stark eingeschränkt sei.

Sehr unsichere Evidenz, keine signifikanten Vorteile für die Psyche

Die Studienlage lässt demnach keine klare Einschätzung der Wirksamkeit und Sicherheit von Medizinalcannabis als therapeutische Intervention zur Behandlung von Depression, Ängsten oder Stress bei Menschen mit aktiver Krebserkrankung zu. Weitere Studien sind demnach notwendig.

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